Pietro Mattioli: Theorem
30 January20 March 2010

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Nach-Blick: Wenn man in die Sonne schaut und die Augen schliesst, tanzen schwarze und rote Punkte über die Netzhaut – welche Nachbilder erzeugt die Moderne? Pietro Mattioli spannt sie kühn und klirrklar durch den Schau-Raum der Galerie, durch den Denk-Raum unserer Köpfe.

Kann unser Auge die Sonne nur sehen, weil es selbst sonnenhaft ist? Das fragten sich schon die alten Griechen und entwickelten darum herum eine ihrer vielen Theorien. Und dieses Basteln von Gedankengetümen wird eben nach dem schauenden Auge benannt („theorein“). In dieses Auge hinein blitzt und schneidet sich nun eine Wand aus gewelltem Blech, das eine Theorie der Wahrnehmung entfaltet und uns mit den Theoremen, den Lehrsätzen der Moderne konfrontiert. Ja, in jeder Falte des Blechs spiegelt sich eine andere Möglichkeitsform von Nachrichten, Schriften und Bildern.

Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Angesicht. Die Augen also: Zwei Punkte. Vielleicht sogar zwei Rasterpunkte, hineingestanzt mitten in unser Gesicht. Und vor diesen Augen nun tanzen – ein letztes Mal vielleicht – die Piktogramme der Moderne: Bilder aus Zeitungen von Naturkatastrophen, die Strommasten zu gewaltigen sterbenden Sauriern verformt, Ungetüme der Neuzeit, gebeugt von jener Natur, die die Moderne zähmen wollte, einsperren wollte in die klaren Formen des Bauhauses wie Gropius, bewachen mit Bunkern – dazwischen verlorene Menschen auf Filmstills,

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